Alltag der Konzertfotografie

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Kurt Krömer in der Meistersingerhalle – oder… ist Konzertfotografie wirklich so toll?

Eigentlich war ich beim Verlassen der Meistersingerhalle sehr sicher, dass ich die Bilder des Auftrittes von Kurt Krömer heute Abend in der Meistersingerhalle Nürnberg NICHT hier veröffentlichen werde und auch keine Zeile dazu schreiben würde. Doch wie es immer so kommt, es kommt immer anders.

Die eigentlichen Beweggründe, nicht darüber zu schreiben sind offensichtlich. Was haben Fotos von einem Comedian auf einer Seite zu suchen, die sich der Konzertfotografie widmet. Und will ich mich wirklich mit diesen Aufnahmen identifizieren und in der Öffentlichkeit verbreiten? War das heute auch wieder einer der Abende, die manch Einem als Traumberuf vorkommen?

Als mir dann diese Fragen durch den Kopf geisterten, habe ich mich doch entschlossen, auch die Kehrseite der Medaille zu zeigen, wenn nicht immer nur super tolle mega Konzertfotos das Ergebnis sind und was ein Konzertfotograf sonst so erlebt. Aber der Reihe nach…

Kurt Krömer war in der Stadt. Kein unbekannter Künstler in der Comedy Szene aber sicherlich auch niemand, bei dem die Vorfreude in unerschwingliche Höhe entfacht, wenn man ihn fotografieren darf (muss oder soll). Die Meistersingerhalle war gut besucht aber nicht ausverkauft. Dort angekommen, war der erste Gang zum Veranstalter um sich die nötige Akkreditierung abzuholen, die im Vorfeld bestätigt wurde. Begrüßung freundlich (man ist ja nicht zum Spaß da) aber es folgte ein Stück Papier, dass es auszufüllen galt.

Ein Akt, bei dem es mir immer wieder kalt den Rücken runterläuft, wenn man erst mal lesen muss, was hier eigentlich gesondert geregelt werden muss. Über die Boykott Aufrufe aufgrund von völlig unakzeptablen Verträgen habe ich ja schon des Öfteren hier berichtet. Aber… Entwarnung… und „Erleichterung“…. ich verpflichtete mich nur einige Anweisungen zu befolgen. So z.B., nur die ersten 10 min zu fotografieren, nicht direkt vor der Bühne sondern ausschließlich von der Seite und dass ich nicht in den Gängen herumlaufe und das Publikum störe. Völlig akzeptabel also.

Dann ging es auch schon rein. Show beginnt bzw. man hört Kurt Krömer – aber man sieht ihn nicht…. na klasse dachte ich mir, denn die Zeit lief ja bereits. Dann folgte eine deutliche Ansprache von rechts: „Fotografieren ist verboten!“

Bitte was?

Da baut sich ein Sicherheitsmensch vor mir auf, ich mit einem 400mm Objektiv (und einer weiteren Kamera um den Hals) im Anschlag wartend auf die nun hoffentlich baldige Erscheinung des Künstlers. Was nun folgt, kann man sich ja denken. Diskussion!

Ich halte dem unfreundlichen und mürrischen Menschen meine Akkreditierung unter die Nase. Sichtlich unbeeindruckt dann der überraschend neue Spruch: „Keine Fotos!“. Wohl gemerkt… die Show lief bereits und die Situation drohte zu kippen. „Klären Sie das anderweitig ab und erkundigen Sie sich“ ist meine Antwort in einem doch recht rauen Ton – riskant, denn das hätte auch anders aufgefasst werden können, doch der nun sichtlich eingeschüchterte Mann läuft los und kehrt nach kurzer Zeit – ich natürlich in voller Konzentration auf das Geschehen (Kurt Krömer ist erneut von der Bühne verschwunden, nachdem er kurz da war) – zurück mit einem zerknirschten, nuschelnden: „Sie haben 10min!“.

Na wie schön, dass wir gesprochen haben! Danke aber auch! Nicht, dass ich das nicht vor ein paar Minuten schriftlich bestätigt hätte, dachte ich mir, und ein „in Zukunft besser mal vorher informieren“ mußte ich dem Guten dann noch mit auf den Weg geben. Ein kleiner Seitenhieb war einfach von Nöten!

Nach ca. 3 min ist – und verbleibt – Kurt Krömer auf der Bühne. Keine Lichtshow, ein einfacher Tisch… das war’s. 7 min to go. Leider passiert da aber nicht sonderlich viel! Nach in Summe 10 min packe ich brav mein Equipment weg, verweile noch weitere 20 min in der Show, in der es dann durchaus turbulent wurde (Zuschauer auf der Bühne, Krömer im Publikum)… mir reicht es aber schon wieder und es geht nach Hause.

Bevor wir zu den Bildern kommen… mich hat der Abend geärgert. Ich bin da nicht zum Spaß und jahrelange Erfahrung hat mich eigentlich gelehrt, mit solchen Situationen umzugehen und gelassener zu werden. Toll, ist aber was Anderes. Und falls irgendjemand in den kommenden Tagen mir mitteilen sollte, wie toll es doch sein muss, „kostenlos“ bei Kurt Krömer gewesen zu sein, dem werde ich auf diesen Blog verweisen.

Abschließend kann ich es mir auch nicht ersparen, die Sinnhaftigkeit der 10 min Fotografieerlaubnis zu kommentieren. Klar stören Fotografen bis zu einem gewissen Punkt bei Konzerten oder derartigen Shows – deswegen wurden wir ja auch auf die Seite verbannt, was ok für mich ist. Ich muss mich aber schon fragen, ob derjenige der für diese Regelung verantwortlich ist, jemals eine aktuelle Show von Herrn Krömer gesehen hat. Wie sinnvoll ist es denn, wenn der Gute 30% der erlaubten Zeit noch nicht mal auf der Bühne steht und auch danach nicht sonderlich in Aktion tritt? Hätten weitere 5 min so weh getan? Will man keine interessanteren Motive von dem Künstler? Na dann eben nicht! Und daher auch die Ausbeute des heutigen Abends in voller Breite (jetzt hätte ich fast geschrieben „in your face“) für die Nachwelt.

Ich schüttel den Kopf und hoffe, nie wieder zu Kurt Krömer zu müssen und wünsche dem Sicherheitsmenschen von heute Abend, dass er mal an einen „unausgeglicheneren“ Kollegen gerät. Ende der Durchsage!