Alltag der Konzertfotografie

Konzertfotografie und Bildbearbeitung

Vor einer Weile war in einem Forum, das sich der Konzertfotografie gewidmet hat ein Post, der Konzertfotos aufgenommen mit einer Canon EOS 300D und einem Tamronobjektiv ankündigte (für die „Nicht-Canonisten“… wohl die erste einigermaßen taugliche digitale Spiegelreflexkamera – heute aber völlig unbrauchbar und ein „nicht sonderlich geeignetes“ Objektiv). Mein Interesse war geweckt… mein erstes Konzert mit digitalem Equipment wurde immerhin schon mit der 350D fotografiert aber ich erinnere mich noch gut an die Probleme seiner Zeit, als ISO 800 die absolute Schallmauer war.

Ich erwartete also entsprechend „miserable“ Bildqualität im Vergleich zu dem, was heutige Kameras abliefern. Aber was sahen meine kleinen Äuglein da…. wunderbare Aufnahmen, kein Rauschen, tolle Lichtstimmung. Wie war das möglich. Auf Nachfrage hin bzw. nach der Aufforderung, der „Konzertfotograf“ sollte doch mal die Originale und unbearbeiteten jpg’s posten kam dann eine doch erschreckende Antwort…. er fotografiere ausschließlich in RAW und die Bilder waren bearbeitet. Na gut…

Zum eigentlichen Thema.

Jedes Kind auf dieser Welt weiß, dass man mit entsprechendem Aufwand ALLES in Photoshop & Co. machen kann. Das ist ja auch der große Vorteil dieser Software. Ich frage mich aber nur, was dieser „Konzertfotograf“ in diesem Forum verloren hat. Gibt es keine Foren für Bildbearbeiter? Wäre er da nicht besser aufgehoben? Braucht es das wirklich, Konzertfotos in RAW aufzunehmen mit der vorherigen Absicht, die dann massiv nachzubearbeiten? Ich für meinen Teil dachte mir nur, ich bin im falschen Film bzw. definitiv im falschen Forum…

Es kann doch nicht angehen, dass man nur (und ich polarisiere jetzt ein wenig) mit Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen anständige Ergebnisse erziehlt und sich dann aber FOTOGRAF und nicht Bildbearbeiter nennt. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn die Aufnahmen nicht schon aus der Kamera kommend so sind, dass sie generell passen bzw. veröffentlicht werden könnten.

An der Stelle wird sich wohl der geneigte Leser fragen… ja und was macht der Riese mit seinen Konzertfotos? Eins ist auf jeden Fall klar… ich habe noch NIE auch nur ein einziges Konzertfoto in RAW aufgenommen. Die Qualität und die Größe der Bilder bis dato hat immer wunderbar ausgereicht für die Zwecke für die die Aufnahmen gemacht wurden. Und abgesehen davon, wäre das bis vor ein paar Jahren technisch fast ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da Speicherkarten zu teuer und die Anzahl der Aufnahmen z.B. auf einem Festival einfach zu hoch ist.

Was passiert aber mit den Aufnahmen, die hier veröffentlicht werden….

Nach der Sortierung der Bilder werden die Aufnahmen zunächst im Stapelverfahren bzgl. Kontrast, Schärfe und Sättigung getrimmt – allerdings marginal. Dann wird jedes einzelne Bild (gut… bei Festivals wird auch der Arbeitsschritt u.U. aus Zeitnot gestrichen) gesichtet und Helligkeit bzw. Schatten verbessert. Das wichtigste aber… der Anschnitt. Oft ist es bei Konzerten eben nicht möglich aufgrund der räumlichen Begebenheiten gleich bei der Aufnahme einen guten Anschnitt zu erhalten und so kommt es unweigerlich vor, dass über dem Sänger z.B. viel unnötiger Raum ist. Das sollte durchaus angepasst werden, was aus meiner Sicht aber auch kein RAW bedarf und nicht als Bildbearbeitung zu werten ist. Das war es dann aber auch schon. Und das muss reichen denn bei dem Verdienst auf dem Gebiet der Fotografie kann ich unmöglich nach einem Konzert noch Stunden damit verbringen, evtl. Fehler, die ich ja wunderbar mit RAW nachträglich korrigieren könnte, beheben zu müssen.

Aber versteht mich nicht falsch. Ich habe im Grundsatz wenig gegen Bildbearbeitung. „Echte“ Konzertfotografen sollten aus meiner Sicht aber nicht mit hochgradig bearbeiteten Bildern prahlen oder auf RAW angewiesen sein, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Vielleicht sollte die Fraktion von Fotografen mal an die Kollegen aus dem Bereich Bildjournalismus denken die primär für Presseberichterstattung arbeiten. Die wissen wahrscheinlich noch nicht mal, wie man die Kameraeinstellung von jpg zu RAW ändern kann. Und das ist auch gut so!

Das musste jetzt mal raus. Ende der Durchsage!

5 Responses

  1. http://www.flickr.com/photos/javierpalaciosprieto

    Hallo,

    ich erstaune wenn ich deine Meinung über RAW lese. Wenn du sagst das du nie in Raw fotografiert hast. Ich fotografiere nur RAW.

    Kurz und bundig. Raw ist was früher ein film war, und jpg ist eine copie. Wurdest du deine Films wegwerfen einmal dass du die copien auf Papier bekommst?
    Ich finde echt lächerlich so eine Einstellung, nach dem Motto, ein fotograf kriegt schon wunderware fotos gleich aus der Kamera… Früher in Dunkelkammer wurden auch die negativen mit sämtliche tricks auf Papier fixiert. Jetzt ist plus alles schneller.

    Nur als Tipp. Farbtemperatur und tint lassen sich wunderwar umändern auf RAW was in jpg sofort fake aussieht. Das ist nicht schlecht fur Konzert Fotografen weil ja man muss manchmal gegen farben kämpfen beim Bildbearbeiten was einfach dazugehört.

    Und Lightroom erlaubt auch in Stapel bearbeiten. Jeder muss selber wissen, aber mir stört dass du denkst dass du besser bist nur auf grund deine tolle ausrüstung, und blamierst Leute die, am Ende ein „gutes“ (ich habe ja die fotos nicht gesehen) Ergebnis liefern können mit arbeit und billiges Zeug.

    Fazit, ich finde schrecklich in jpg zu fotografieren, und dann noch sich lustig machen.

    Grüsse

    19. Mai 2012 at 16:53

    • Hallo Javier,

      ich hab jetzt 2mal mein Post gelesen und frage mich eigentlich immer noch, ob ich mich so schlecht ausgedrückt habe oder Du da ein bisschen was falsch verstanden hast.

      Also…. ich fotografiere auch in RAW – allerdings nur dann, wenn ich der Meinung bin, dass es was bringt und der Kunde das auch bezahlt! Es ist also nicht generell so, dass ich was gegen Bildbearbeitung und oder RAW habe, sondern es gezielt einsetze.

      Mir ist auch durchaus bewusst, was man so mit RAW’s machen kann und welche Fehler, die bei fotografieren gemacht wurden, sich leicht korrigieren lassen. Dennoch bin ich der festen Meinung, dass das bei Konzertfotos nicht der Fall ist und man das sowohl bei meinen als auch bei vielen Kollegen sehen kann.

      Und das polemisch auf „ich bin besser als ihr“ oder auf meine Ausrüstung zu schieben… also ich bitte Dich. Das ist mein Beruf. Mach mir bitte keine Vorwurf daraus, dass ich mehr Equipment habe als vielleicht ein Amateurfotograf oder einem Kollegen, der nur im Studio steht. Aber die beste Kamera alleine schützt auch vor falschen oder schlechten Einstellungen während den Aufnahmen nicht.

      Um mein Anliegen noch klarer zu formulieren: Mir stinkt es, wenn Fotografen offenkundig mit Ihren Bildbearbeitungskünsten hausieren gehen. Und das besonders dann, wenn man im Vorfeld suggeriert, dass trotz miserabler Kamera und Objektiv, das sei so aus der Kamera gekommen und erst im Nachgang dann verkündet, dass massiv nachbearbeitet wurde.

      Aber noch mal zu Deinem Hinweis, was alles möglich wäre mit RAW. Warum sollte man das nutzen, wenn man als offensichtlich nicht benötigt? Wenn Du im privaten Leben ein Auto hast, dass mit Normalbenzin fährt (und Du es noch bekommen würdest), tankst Du sicherlich nicht SuperPlus für 30Cent mehr pro Liter, nur weil das definitiv besser ist und das Auto schneller fährt, oder?! Letztlich sind für mich aber diese Punkte ausschlaggebend:

      Ich brauche bei Konzertfotos kein RAW weil es auch so wunderbar klappt. Aber wenn ich es bräuchte, und davon leben muss, würde ich damit definitv nicht damit prahlen, wie toll ich doch ein Bild bearbeitet hab. Das ist völlig befremdlich!

      Ein letzter Satz noch zu dieser Aussage:

      Ich finde echt lächerlich so eine Einstellung, nach dem Motto, ein fotograf kriegt schon wunderware fotos gleich aus der Kamera…

      Genau das ist die Realität – da ist nichts lächerliches dran. Frag mal einen Fotojournalisten, ob und wie der Bilder bearbeitet (oder modifiziert). Da ist es überaus normal, dass die Bilder so wie sie sind aus der Kamera verwendet werden.

      21. Mai 2012 at 15:18

  2. Hallo Steffen,

    erstmal vielen Dank für deine nette Antwort. Jetzt kann ich dich besser verstehen trotzdem bin ich mit dir in ein paar Punkte nicht einverstanden.

    Wenn ich dein Satz lese

    <>

    kann ich sehr wenig falsch verstehen. Auf diese Seite hast du ja nur Konzertfotos. Kann man nicht ahnen dass du manchmal, nur wenn es sich lohnt, RAW fotos machst.

    Ich kann eigentlich noch nicht verstehen was für ein Aufwand bedeutet in RAW zu fotografieren (Speicherplatz??) wenn du sowieso deine jpgs noch feinschleifen, schneiden muss, wie du schon gesagt hast. Es gehorte einfach dazu die Rolle entwickeln zu lassen. Jetzt kann man es aber selber machen, herrlich! Ich mache es auch gerne. Ich mag auch keine überbearbeitete Bilder (hast du selber gesehen), aber ich will die bearbeitung selber bestimmen so nah wie möglich an was ich will; eher Qualität als Quantität.

    Sicher dass viele Profis Photojournalisten nur in jpg fotografieren um schnell die Bilder schicken zu können aber dass bedeutet längst nicht ohne Bearbeitung.

    Auch wenn du nur jpg auf deine Karte schreibst, die Kamera bildet erstmal ein RAW Archiv und daraus comprimiert die Data in ein jpg Archiv mit die Einstellungen die du eingegeben hast, und dann löscht die RAW data. Beim comprimieren man verliert Data und bildet Artifakten usw. Es ist einfach so.

    Ach so, jpg aus der kamera bedeutet bearbeitung für alle Bilder gleich und in-Kamera. Ich mag lieber auf meine grosse Bildschirm in meine leistungsfähiger Rechner und meine genauere bearbeitung ohne data zu verlieren. Aber jeder muss selber wissen. Daraus kann ich jpg oder tiff usw exportieren aber meine „negativen“ bleiben immer da.

    Wie gesagt ich mag auch nicht zu sehr „photoshopieren“ aber wenn, meiner Meinung nach, ich muss um das Bild zu verbessern, mache ich aber ohne Hemmung.

    Ich mag nicht die überbearbeitete Bilder weil die in meine Stil nicht passen, Ich bin auch kein Graphic Designer. Trotzdem bin ich nicht der Meinung dass nur weil mir nicht gefallen wertlos sind. Es gibt manchmal begabung da, Photoshop muss mal erstmal gut kennen. Und in Kunst es gibt keine Grenzen, nur Richtungen und breite Felder. Oder anders gesagt Bildbearbeitungskünsten sind auch Künsten, die erzeugen am ende auch ein Bild, egal wie und damit müssen wir (Leute die klasische Bilder mit digitale Ausrüstung erzeugen) auch Leben zu können.

    Grüsse aus Altenburg

    Javi

    24. Mai 2012 at 15:36

    • Hi,
      generell ist es mir relativ egal, wie und ob und mit was Kollegen ihre Bilder bearbeiten. Wir sollten aber Fotografen sein und nicht Bildbearbeiter und ich kann Kollegen schlecht ernst nehmen, wenn sie nur mit Bildbearbeitung Ergebnisse erzielen, die man veröffentlichen oder Kunden geben kann. Und dann damit auch noch groß angeben (sage ja nicht, dass Du das tust – hat sich ja auf einen konkreten Fall bezogen).
      Mir ist die Bearbeitung, Umwandlung in RAW zu umständlich und ich brauch das nur in Ausnahmefällen. Problematisch ist auch, dass man einem Kunden schlecht ein original RAW in die Hand drücken kann. Selbst mit Agenturen hatte ich da schon Probleme.

      Auch ist nicht zu verachten (und ich rede mit übertrieben bearbeiteten Bildern), dass das eine Einbahnstrasse ist. Hat der Kunde sich einmal an das Niveau gewöhnt, kommst Du davon schlecht wieder weg. Und falls das dann nicht entsprechend honoriert wird, hast Du viel (mehr) Arbeit (im Vergleich zu jpg’s) ohne entsprechenden Ertrag. Ich kann und will mir das nicht leisten.

      Viele Grüße
      Steffen

      25. Mai 2012 at 13:07

  3. Ach so, noch mal den satz den ich von dir lese

    ich habe noch NIE auch nur ein einziges Konzertfoto in RAW aufgenommen.

    24. Mai 2012 at 15:38

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